Viele lange Wochen mussten wir uns
gedulden und endlich war es soweit, im
fernen Soest wartete die größte Deutsche
Miniaturenmesse auf uns!
Leider durfte ich unseren Multivan erst
Freitags um 12:00 Uhr beim Vermieter
abholen und so konnten wir erst verspätet
abfahren. Ja, wir hatten uns entschlossen,
dieses Mal alle gemeinsam mit einem Mini-
Bus nach Soest zu fahren. Wir, das waren
Monika, Waltraud, Sybille, Jutta, Stefan
und meine Wenigkeit, Jürgen.
Stefan übte in Personalunion die Jobs als
Stuart (Saftschubser) und Copilot aus. In
seiner Eigenschaft als Stuart wies er die
Mädels auf ihre Sitzplätze ein und
verschloss die Türen. Nach den
Sicherheitshinweisen und dem üblichen
Spruch mit den Rückenlehnen und Tischen
durfte ich dann das Triebwerk zünden und
zur Startbahn rollen. Der Start verlief ohne
Probleme und auf der A81 ging es in
Flughöhe null über Grund zügig Richtung
Norden. Das schlechte Wetter trieb uns
förmlich vor sich her, erreichte uns aber
nicht.
Nach einer ausgiebigen Pause und mehreren
kurzen Stopps erreichten wir die
Einflugschneise von Soest. Die Landung war
weich und wir rollten auf die Parkposition
hinter unserem Hotel “Im Wilden Mann”.
Auf dem Marktplatz war ganz schön Betrieb
und ein einsames Riesenrad drehte unter
Abfeuerung von Musiksalven seine Runden,
soviel zum Thema “ruhige Nacht”. Mitten in
dem Durcheinander saß unser
Schwedenmädel Linda und verteidigte einen
letzten, freien Tisch mit Klauen und Zähnen.
Man kann sich vorstellen, wie erleichtert sie
war, uns zu sehen!
Natürlich gab es ein lautes Hallo und alle
stürzten sich auf Linda um sie zu knuddeln.
Ganz schnell noch eingecheckt, die Nase
gepudert und fix die mühsam freigehaltenen
Plätze geentert. Ich freute mich auf mein
erstes Bier, sah es noch kommen und dann
war es plötzlich leer. Augenzeugen
berichteten, es sei wohl einfach verdunstet.
Das Essen kam sehr schnell und es war
richtig lecker. Auch das zum Verdunsten
neigende Bier musste des öfteren ersetzt
werden. Unsere Freunde Hans und Elfi
Meier aus Hamburg (die mit den Drehorgeln
und Orangerien) kamen an unseren Tisch und
wurden herzlich begrüßt. Elfi zog sich schon
bald in ihre Gemächer zurück, Hans sorgte
im Wechsel mit Linda und Stefan für gute
Stimmung. Wer Helga Sadowski kennt, sie
hatte sich inzwischen ebenfalls an unseren
Tisch gesellt, der weiß, dass auch sie es
versteht, die Anwesenden mit ein paar
launigen Sprüchen zu unterhalten.
Einsetzender Regen trieb uns in die
Gaststube, wo wir noch einen freien Tisch
ergattern konnten, bevor die restliche
Meute hinein strömte und den
Geräuschpegel rapide ansteigen ließ. Zum
Tagesausklang gab es noch ein bis zwei
Getränke und nachdem man sich bei dem
vorherrschenden Krawall kaum noch
verständigen konnte, gingen wir nach und
nach Richtung Koje.
Der nächste Morgen sah uns trotz kurzem
und unruhigem Schlaf bei bester Laune. Kein
Wunder, denn schon bald öffnet die Messe
ihre Tore! Es wurde ordentlich gefrühstückt
und anschließend noch ein wenig geshopt,
danach kletterten wir alle in unsere “VIP-
Karre”, mit der wir uns durch ein mit
Umleitungs- und Einbahnstraßenschildern
reich bestücktes Soest Richtung Stadthalle
schlängelten. In Ermangelung eines
Parkplatzes in der Nähe der Stadthalle (wir
waren wohl ein wenig spät), brachte ich mein
munteres Völkchen vor die Halle und suchte
danach nach einem Plätzchen für unsere
Droschke. Nach wenigen Minuten parkte ich
gleich hinter der Stadtmauer und gesellte
mich zu Jutta, Sybille und Stefan, die vor
dem Eingang auf mich gewartet hatten, die
Anderen waren bereits im Getümmel
verschwunden und wir taten es ihnen gleich.
Ich ging zunächst zu unseren Freunden Elke
und Axel, um einen kleinen Plausch zu halten,
dabei erfuhr ich, dass die Messe dieses Jahr
unter dem Motto “Denkmalpflege” stand.
Axel hatte einen Wachturm gebaut, wie er
früher entlang des Grenzwalls Limes stand
und ich fand dieses Exponat sehr gelungen.
Dieses Jahr waren 188 Aussteller angereist
und so war das Angebot natürlich sehr
vielfältig und abwechslungsreich. Beim Gang
durch das Labyrinth der teilweise schmalen
Gänge war man bisweilen so versunken, dass
man sogar die Ellbogen, welche einem die
lieben Mitmenschen in die Rippen bohrten,
kaum bemerkte.
Mit der wachsender Zahl von Jahren in der
Miniaturenszene lernt man immer mehr
Minifreunde näher kennen, die man als
Aussteller oder auch Gäste auf fast allen
Messen immer wieder trifft. Schön ist es
auch, Mitgliedern aus den verschiedenen
Internetforen (Listen) endlich auch Stimmen
und Gesichter zuordnen zu können. Der
Beutezug wird immer wieder unterbrochen,
um Hände zu schütteln und einen kleinen
Plausch zu halten.
Ein leichtes Grummeln aus der Magengegend
signalisierte, dass man wieder einmal etwas
Brennmaterial nachlegen sollte. Für diese
störende und zeitraubende Prozedur standen
das Restaurant in und eine Boxengasse vor
der Stadthalle zur Verfügung.
Groß war die Freude, als wir unsere Freunde
aus Tauberbischofsheim draußen trafen.
Monika Reinold nebst Gatte und Töchterchen
Melina waren angereist, obwohl es Monika
nicht so gut ging. Sie wollte uns einfach
sehen.
Jetzt war aber erst einmal genug mit
Ausruhen, drinnen warteten die herrlichsten
Kostbarkeiten auf uns. Auf zur fröhlichen
Jagd!
Stefan ist bekannt für seinen exquisiten
Geschmack und die damit verbundenen
Anforderungen an die Miniaturen. Er machte
mich aufmerksam auf einen Stand mit
phantastisch modellierten und
ausgestatteten Püppchen. Natürlich musste
ich da unbedingt hin, fragte artig, ob ich
fotografieren darf und zückte die Kamera.
Ist das nicht herrlich anzuschauen? An
dieser Primaballerina stimmt einfach alles,
die Proportionen, die anmutige Bewegung, die
Kleidung. Hier ist nichts geklebt, alles mit
winzigen Stichen vernäht!
Nicht weniger spektakulär ist diese Arbeit
von Helga Sadowski, ihr kleiner nackter
Kaiser ist doch wirklich eine gelungene
Arbeit. Nur gut, dass es so schöne große
Spiegel gibt, so kann man wenigstens
nachschauen, ob noch alles am rechten Platz
ist. Ob ihr da Dirk Bach Modell gestanden
hat?
Unsere holländischen Freunde Cecile und
Wim van Dongen waren natürlich auch wieder
mit von der Partie. Die beiden sind laufend in
aller Herren Länder unterwegs. Auch unsere
Mickey-Mouse Monika und unseren Drehwurm
Hermann Straten sind natürlich von dieser
Messe nicht wegzudenken.
Hier haben wir zur Abwechslung zwei
Gefährte, wie sie unterschiedlicher nicht sein
können. oben jung, frisch und verspielt, unten
kraftstrotzend und dynamisch. Ich glaube,
wenn man wirklich alles intensiv anschauen
wollte, wäre dieses Wochenende bei weitem
nicht ausreichend.
Die Zeit verging wie im Flug und langsam
neigte sich der erste Messetag seinem Ende
entgegen. Ich ging noch einmal an den Stand
von Elfi und Hans Meier, die dieses Jahr viele
ihrer wunderschönen Orangerien mitgebracht
hatten. Einige dieser Kunstwerke waren mit
Blumen und Pflanzen verschiedener Aussteller
geschmückt und damit kam das Ensemble erst
so richtig zur Geltung. Viele Fotos aus den
verschiedensten Perspektiven gibt es bald auf
der Homepage von Elfi und Hans zu sehen!
Natürlich blieben alle meine Fahrgäste bis
zum “Anschlag” auf der Messe! Ich holte
inzwischen unsere Droschke hinter der
Stadtmauer hervor, lud meine Fracht an der
Halle ein und wir schlängelten uns durch die
engen Gassen Richtung Hotel. Dort
angekommen, machten wir uns ein wenig
frisch und bereiteten uns auf einen schönen
Abend vor.
Bevor wir zu unserem reservierten Tisch
gingen, musste natürlich noch die
Tagesbeute aller Jäger/innen begutachtet
werden. Das war ein Bild für die Götter, ein
Zimmer nach dem anderen wurde
abgeklappert und in jedem waren die
Schätze zur Ansicht ausgebreitet. Danach
wurde es aber Zeit, in der Gaststube die
Sitzpositionen für ein sehr schmackhaftes
Mahl und ein bis drei ebenfalls
schmackhafte Getränke einzunehmen.
Natürlich war es auch an diesem Abend
relativ laut im Restaurant, aber irgendwie
waren wir wohl auch ein bißchen Schuld
daran. Es gab wieder viel zu erzählen und es
wurde viel gelacht. Ein sehr schöner Abend
unter Freunden eben. Der Abend zog sich
hin und erst spät verabschiedeten wir uns
Richtung Schlummerbox. Zu unserer aller
Freude stellte das Riesenrad auch schon
bald seinen Betrieb ein und der
Geräuschpegel vom Marktplatz her ebbte
sehr schnell ab.
Zum Frühstück waren wir wieder alle recht
frisch und munter und stärkten uns für den
letzten Beutezug. Beim Auschecken wurden
schon die Zimmer für nächstes Jahr
gebucht. Das Gepäck war schnell verstaut
und schon ging es Richtung Messe. Dieses
Mal hatten wir mehr Glück und erwischten
noch einen Parkplatz in der Nähe der Halle.
Nach kurzer Absprache tauchten wieder alle
in die Messe ein, denn es blieb uns nicht
mehr allzuviel Zeit, um ca. 13:00 Uhr sollte
es Richtung Süden gehen. Ich machte mich
auf zum Stand von Rita Beninde, denn dort
wollte ich ein paar Fotos von ihrem
wunderschönen Häuschen machen. Für alle
Leser, die meinen Bericht bis hier hin
geschafft haben, gibt es einige der Bilder
gleich als “Bonus”.
Viel gibt es jetzt ohnehin nicht mehr zu
berichten, außer, dass wir ziemlich pünktlich
losfahren konnten, obwohl sich der Abschied
von unserem Schwedenmädel Linda doch
etwas hinzog. Ja, wir waren schon sehr
traurig, dass schon wieder alles vorbei sein
sollte, wo wir uns doch so lange so sehr auf
Soest und all die Freunde und Bekannten
gefreut hatten!
Jetzt kommt auch schon der bereits
angekündigte Bonus. Vielen Dank, liebe Rita,
dass ich dieses tolle Haus fotografieren
durfte! Sicher sind einige Szenen dabei, die
der werte Betrachter auf der Messe so
garnicht gesehen hat. Wolfgang hat hier
eine tolle Arbeit abgeliefert und jeder, der
nur ein wenig Ahnung hat, weiß, daß unendlich
viele Arbeitsstunden in diesem Haus
stecken. Dazu kommt dann noch die
Ausstattung mit so vielen, liebevoll
eingearbeiteten Details!
Hier also zunächst das komplette Haus, das
leider in dem Fernsehbericht des MDR nur
sehr kurz zu sehen war.
In solch einem Haus lag früher alles dicht
beieinander. Wirtschaftsräume, Wohnräume
und Stallungen. Der Platz war sehr beengt
und geschlafen wurde in sog. Alkoven,
umbaute Betten, deren Einstieg durch Türen
oder Vorhänge verschlossen werden konnte.
Meistens war in solchen Häusern nur ein
Raum beheizt und der Alkoven bot
wenigstens ein wenig Schutz vor der Kälte
Schaut man genauer hinter die Leiter links,
entdeckt man einen Bierbeutel aus Leder,
von Rita handgefertigt, eine sehr schöne
Arbeit!
Ja was ist denn da los, die Bäuerin schwingt
ihren pädagogischen Zeigefinger? Mag das
wohl daran liegen, dass der Bauer, eingelullt
durch die Wärme der Sonne, ein kleines
Nickerchen auf der Bank vor dem Haus
abhält? Es gibt noch so viel zu tun und der
pennt einfach, nicht zu glauben! Die Eier
müssen noch aus dem Hühnerstall geholt,
der Flachs muss noch gesponnen werden,
Arbeit über Arbeit!
Zum Schluß werfen wir noch einen Blick in
die Küche, deren Boden mit echten
Flußkieseln angefertigt wurde.
Liebe Leute, dieses war mein bislang
längster Bericht von einer Messe und es hat
mir richtig viel Spaß gemacht, ihn zu
verfassen!
Wem das alles noch nicht genug war, dem
empfehle ich, die nächste Miniaturenmesse
in Soest selbst zu besuchen. Es ist ein
Erlebnis!
Viele Grüße Euer Jürgen